Am 14.7.2019 musste ich nach 90 Tagen in Russland wieder ausreisen.
Mein Gefühl: schrecklich schade…
Ich fühlte mich noch lange nicht fertig mit Russland, aber Verlängerungen von Visa sind nicht möglich.
Nun bin ich zurück in der EU, in Lettland.
Wieder bin ich zu Gast in Vecslobada, wo ich schon zwei Mal war.
Ich finde es wunderschön hier.
Hier arbeite ich in der Bibliothek von Vecslabada.
Ich bin sehr dankbar, dass ich hier sein darf. Danke Lena und Ina.
Mir geht es gut hier.
Nun bekam ich auch noch ein Fahrrad – Danke Tamara!
Gestern bin ich dort, wo ich im Winter gelaufen bin, geradelt.
Und die ganzen Erinnerungen waren wieder da!
Vecslabada ist ca. 20 km von der lettisch-russischen Grenze entfernt.
Ich habe die netten lettischen Grenzbeamten besucht, die sich noch an mich erinnerten.
Dort bekam ich einen Erlaubnisschein, das Grenzgebiet zu betreten.
Hier ist sie, die EU-Außengrenze zwischen Russland und Lettland!
Und hier ist die Grenze zu Weissrussland.
Ich war am Dreiländereck zwischen Lettland, Russland und Weissrussland.
Und doch spüre ich, dass mir Russland fehlt.
Ich wäre gerne länger dort geblieben…
Noch beschützt mich etwas, aber ich fühle mich unsicher.
Was kommt jetzt, wie geht es weiter?
An der Angara in Sibirien bekam ich eine Botschaft.
Es war ein Moment, in dem ich den Fluss wirklich verstand, er sagte zu mir:
- Geh zu den Menschen – Du bist kein Einsiedler
- Vergiss Deine deutschen Wurzeln nicht
- Komm wieder
Was genau sollte das bedeuten?
An manchen Tagen in Lettland verlor ich die innere Orientierung.
Ich wollte doch durch ganz Russland wandern?
Vielleicht war es leichter durchführbar, in ganz Russland zu wandern?
Immer wieder zu kommen? Mit einer Basis in Deutschland?
Zur Klärung wanderte ich drei Tage an der Ostsee (nahe Riga).
„Keine Sorge“, meinte das Meer – „das Leben kommt zu Dir.
Mach es wie die Russen – mach Dein Herz auf!“
„Wenn Du Gott zum Lachen bringen willst, so erzähl ihm von Deinen Plänen“, lautet ein russisches Sprichwort.
Ich hatte so viel empfangen in Russland, wo sollte ich bloß damit hin?
Würde mich überhaupt jemand verstehen in Deutschland?
Wenn innere Führung fühlbar wird, reicht es, immer nur den nächsten Schritt zu wissen.
Gelassen und fehlertolerant! Das wusste ich in Russland…
Denn mein Herz und meine Seele waren noch immer dort und sollten Monate brauchen, bis sie wieder bei mir ankamen …
Zum Schluss ein Erlebnis, ich kam nach einigen trüben Tagen in Kontakt mit diesem nagenden Gefühl der Einsamkeit:
* Hallo Einsamkeit, schön, dass Du da bist, ich bin nämlich ein bisschen allein. Hast du mir vielleicht was mitgebracht?
# Hmh, nirgendwo wo ich hinkomme, werde ich freundlich begrüßt, ich habe Dir mich selbst mitgebracht, ist das nichts?
* Klar. – Tee?
# Ja, gern.
… endlos (gefühlt) langes Schweigen …
* Ist das eigentlich ein Traumjob, den Du machst?
# Nee, ich muss ich mich jeden Tag neu anfreunden damit, und ziemlich oft bin ich neidisch auf die Schönheit und den Humor, und die sind auch noch happy zusammen und schreiben einen voll coolen Traumpaar-Blog mit 6,5 Trillionen Followern und ich komm mit den neuen Medien einfach nicht so zurecht …
* Nun, da geht es uns beiden ähnlich, wobei ich in Russland zwangsläufig viel dazugelernen musste, weil ich niemand um Hilfe fragen konnte.
# Na, Du bist heiter, wer will denn der Einsamkeit helfen?
* Stimmt, echt blöder Job, wie bist Du eigentlich dazu gekommen?
# Verschlafen – und dann war nichts mehr anderes übrig außer Fußpilz und Größenwahn …